Pathological Demand Avoidance steht für das extreme Vermeiden von Alltagsanforderungen, wie beispielsweise Aufstehen, Anziehen, Zähneputzen, Duschen, Aufräumen, Mithelfen im Haushalt, Spazierengehen, zur Schule gehen, zum Arzt gehen und und und ...
PDA gilt nach aktuellem Forschungsstand, der vom englisch-sprachigen Raum dominiert wird (siehe hier), als ein Profil im Autismusspektrum, wobei auch eine Kombination aus ASS und AD(H)S - AuD(H)S - nicht ausgeschlossen ist. Während PDA in anderen Ländern bereits in Diagnosen berücksichtigt wird, ist eine Diagnose mit "PDA" in Deutschland (noch) nicht möglich.
Ich möchte hier in erster Linie über Kinder mit PDA-Profil schreiben, von denen liebevoll als "Pandas" gesprochen wird.
Pandas sind ganz besondere Kinder, die sehr schwer zu "entdecken" sind, da sie sich unheimlich gut "tarnen" können. Häufig fallen sie erst sehr spät auf, oft erst nach der Einschulung. Und selbst wenn sie auffallen, ist noch lange nicht klar, dass es sich um einen Panda handelt. Bis Pandas erkannt werden, vergehen oft viele leidvolle Jahre, in denen die Kinder perfekt maskieren, um nicht aufzufallen. Sie reißen sich im Außen (Kindergarten, Schule) wahnsinnig zusammen und reagieren zu Hause dann entweder mit einem gigantischen Vulkanausbruch (der leider oft mit mangelnder Frustration, geringer Impulskontrolle oder Oppositionellem Verhalten verwechselt wird) oder sie ziehen sich komplett zurück, sprechen nicht, schlafen tagsüber und fühlen sich "wie tot".
Wir unterscheiden also zwischen externalisierenden (Vulkanausbruch; Gefahr der Fremdverletzung) und internalisierenden (Rückzug; Gefahr der Selbstverletzung) Reaktionen der Kinder.
Ich speche bewusst von Reaktionen und nicht von Verhalten, weil das, was wir bei Kindern mit PDA-Profil beobachten können, eine Reaktion auf die Überreizung und Überforderung ihres Nervensystems ist - es ist KEIN bewusstes Verhalten.
Man geht davon aus, dass das Nervensystem bei Menschen - hier: Kindern - im PDA-Profil besonders leicht in Alarm-Bereitschaft gesetzt wird. Und zwar wirken Anforderungen wie Bedrohungen, denn sie schränken die Autonomie ein. Das Nervensystem von Pandas ist auf äußerste Autonomie und Selbstbestimmung ausgelegt. Sobald das Gefühl entsteht, sie könnten nicht mehr selbst entscheiden, es wäre außer ihrer Kontrolle, ist ihr Nervensystem getriggert und reagiert mit Reaktionen, die sonst eher in Zusammenhang mit Panikreaktionen und extremstem Stress in Verbindung gebracht werden: Fight (Kampf, Aggression, Wut), Flight (Rückzug), Freeze (Erstarren) und Fawn (Anpassung, als wäre nichts gewesen).
Die Aufgabe von uns Eltern ist es, einen Rahmen für unsere Kinder zu schaffen, in dem ihr Nervensystem geschont wird und sie ohne permantente Bedrohungen leben können. Hierfür bietet sich neben den sogenannten "Panda-Strategien" auch die E-R²-Formel an: Die Erwartungsreduzierte Begleitung.
Mit mehr als 450 Mitgliedern in über 30 Gruppen ist die PDA_Initiative eine umfangreiche Community, die allein zur Selbsthilfe von Betroffenen für Betroffenen eingerichtet wurde. 20 Admins betreuen Eltern von PDA-Kindern zwischen 0-18 Jahren, sowie erwachsene Betroffene und z.B. auch Familien, die nicht nur mit PDA sondern in Kombination auch noch mit Chronischen Erkrankungen des Kindes leben müssen.
Auch die #pdaawareness Kampagne wurde im Rahmen der Community ins Leben gerufen und wird durch die Community angestoßen und betreut.
Jeden Tag kommen neue Mitglieder und es entstehen nach Bedarf auch neue Gruppen. Aktuell plant die Community einen Online-Weihnachtsbazar von Eltern für Eltern.
Wenn du dich mit anderen Betroffenen austauschen möchtest, komm gern über den QR-Code dazu.